KW19 Mona-Ardeleanu-Ceres-Vernissage-56

In der Ausstellung „Ceres“ können Besucher die magischen Welten von Mona Ardeleanu entdecken. Harmonische Objekte entführen in eine Welt voller Rätsel und Schönheit – bis Ende Juni in der Städtischen Galerie im Stadthaus. 

Es gibt viel zu entdecken in der neuen Ausstellung „Ceres“ der Städtischen Galerie. Die Stuttgarter Künstlerin Mona Ardeleanu macht neugierig mit ihren klassischen Tafelbildern von verlockenden Objekten. Die Gemälde mit harmonischen Farben, feiner Malerei und Detailreichtum verführen zum genauen Betrachten der Pflanzen- und Tierformen, sorgfältig drapierten, fein gemusterten Stoffe und perfekten Details, alles fantasievoll und gleichzeitig rätselhaft wie aus einer magischen Welt.

„Doch nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint“, warnte Oberbürgermeister Christof Bolay das Publikum bei der Ausstellungseröffnung mit einem Zitat von Galerieleiterin Holle Nann. Die Gemälde zeigen jeweils ein Objekt, das auf den ersten schnellen Blick harmonisch erscheint, dessen Bestandteile aber aus ganz verschiedenen Bereichen kommen. So sieht „Schnürungen 2022/V“ wie ein Vogelflügel aus, trägt aber ein japanisches Muster. Vielleicht ist es ja Ohrschmuck, denn oben befindet sich ein Aufhänger, aber wer bohrt sich schon einen Karabiner durchs Ohr? Ein Beispiel für das Spiel mit Zweideutigkeit und Offenheit.

Die Entstehung von „Ceres“

Eine kurzweilige, lebendige und informative Einführung in Arbeitsweise und Werk boten Mona Ardeleanu und Dietrich Brants, Redakteur beim Radiosender SWR Kultur, in einem Gespräch bei der Eröffnung. Ardeleanu greift auf ein umfangreiches, selbst erstelltes Fotoarchiv von Dingen, Mustern und Strukturen zurück. Die Funde geben ihr Anregungen, die auf der Leinwand umgesetzt werden. Sie lösen weitere bildliche und sprachliche Assoziationen aus, Bildelemente werden kombiniert und verändert: Falter – Nacht – Nachtschattengewächs, das als pflanzliches Muster auf dem Tierflügel auftaucht.

So sei „Ceres“ – der Titel der Ausstellung und des Gemäldes auf dem Plakat – entstanden, schilderte die Künstlerin, aus ihrem ersten Eindruck vom Galerieraum mit seinen Lichtbändern, der sie an ein Gewächshaus erinnerte. Die Erbsenschote erinnerte sie an ein eingerolltes Gürteltier – Schuppen – Reißverschluss – Öffnen. Fertig sei für sie ein Bild, wenn eine innere Harmonie einsetze und ihr Auge es akzeptiere – was manchmal Jahre dauern könne.

Die Interpretation der Betrachter

Vollendet wird das Kunstwerk erst durch den Menschen, der es betrachtet und die eigenen Assoziationen und Interpretationen einbringt. Wo ist das Gürteltier? Sind es Tierschuppen oder doch Artischockenblätter? Was verhüllt der dekorative Stoff? Ein Tier? Oder ist er ein Sitzkissen? All das gehört eigentlich nicht zusammen und bildet doch eine harmonische Einheit von Formen, Farben und Mustern. Aber dahinter könnten auch die Abgründe lauern. Man könne es beim Betrachten bei der Schönheit der Oberfläche belassen, sagte die Künstlerin, aber: „Wenn man genau hinschaut, wird es vielleicht nicht ganz so schön.“

Die monochromen Hintergründe seien ein Nichtraum, in dem Dinge schweben, so Mona Ardeleanu: „Diese Dinge können in der Schwerkraft nicht existieren, aber hier können sie existieren.“ Das sei ja wie Gott spielen, meinte ihr Gesprächspartner Dietrich Brants. Dem stimmte die Künstlerin zu: „Das gibt es sonst nirgends außer in der Malerei: Die absolute Freiheit, was man sich vorstellt, entstehen zu lassen – das demiurgische Prinzip.“

Informationen

Ausstellung „Ceres“ von Mona Ardeleanu bis 25. Juni in der Städtischen Galerie im Stadthaus, Gerhard-Koch-Straße 1. Eintritt frei. Öffnungszeiten: Di und Do 15 – 19 Uhr, Sa 10 – 12 Uhr, So 15 – 18 Uhr; Feiertage geschlossen. Weitere Informationen: www.ostfildern.de/galerie. Ein Gespräch zwischen Dietrich Brants und Mona Ardeleanu gibt es zum Nachhören auf www.swrkultur.de (Suchbegriff “Mona Ardeleanu“).

 



08.05.2024 14:47:07